Crawling To Lhasa ist definitiv eine der abgefahrensten Psych-Platten überhaupt. Folkrock
mit starken fernöstlichen Einflüssen und abgefahrenen Texten hören wir von Kalacakra:
… morgen kommt die Schwarze Pest, ob sie uns am Leben läßt, die Schwarze Pest, die Schwarze Pest …
Nachdem das Album von Garden of Delights im bestmöglichen Sound als CD veröffentlicht wurde, trat es zu einem Siegeszug
durch die Krautrockszene an und zählt zu den besten psychedelischen Krautrock-Klassikern – jedenfalls für mich.
Die Künstler auf Crawling To Lhasa sollen nicht unerwähnt bleiben:
Die Superscheibe Karthago der gleichlautenden Krautrockgruppe braucht einen Vergleich mit
den ersten Alben von Rare Earth nicht zu scheuen. Im Gegensatz zu den Nachfolgeplatten werden hier teilweise noch
progressive Töne angeschlagen. Joey Albrecht aus Hannover ist Chef und Gitarrist von Karthago.
Second Step
Second Step von Karthago ist total für den US-amerikanischen Markt
produziert. Eine eingängige Mischung aus Rock und etwas Funk bringt Karthago hervorragend auf Rille (damals).
Joey Albrecht dominiert zwar an der Gitarre, doch der perfekte Sound entsteht erst durch die Unterstützung seiner
Kollegen.
Rock'n Roll Testament
KarthagosRock'n Roll Testament schafft es gerade noch so in die Liste.
Zwar sind hammermäßige Lieder auf dem Album, wie z. B. das Titelstück, aber auch Teile, die sich zu sehr der US-amerikanischen
Hitparade anbiedern.
Live At The Roxy
Lange Zeit gab es von der Doppel-LP Live At The Roxy von Karthago nur eine
abgespeckte CD-Version, auf der einige Lieder fehlten, u. a. der 'Urschrei' (We Give You Everything You Need). Seit 2011
gibt es ein Doppelalbum mit allen von der LP bekannten Liedern. Das MIG-Music Label machte dem Warten ein Ende.
Die Musiker sind alle spitzenmäßig. Der frühere Jeronimo-Schlagzeuger Ringo Funk gibt den Takt vor und der
spätere Kraan-Keyboarder Ingo Bischof bringt gelegentlich ein paar Jazz-Phrasen in sein Spiel, wenn er am
E-Piano sitzt, der Hammond und dem Moog bringt er stattdessen das Rocken bei. Zum Karthago-Mastermind
Joey Albrecht muß ich nicht viel schreiben. Ein Supergitarrist. Doch die anderen Musiker tragen ebenso zum Gelingen
dieses Live-Albums bei:
Tommy Goldschmidt, perc
Gerald Hartwig, b
Reinhard Bopp, g, voc
Kin Ping Meh
Kin Ping Meh
Das gleichnamige Debüt von Kin Ping Meh ist ein ganz seltenes Teil. Die CD-Ausgaben der
ersten Kin Ping Meh Alben sind alle vergriffen. Auf dem Album finden wir Progstücke, aber auch eingängige Sachen.
Alle Lieder, ob Balladen, Pop- oder Rocksongs sind voll durcharrangiert und bewegen sich auf sehr hohem Niveau.
Kluster
Klopfzeichen
Kluster nannte sich der Vorläufer von Cluster. Zwei phantastische elektroakustische
Kompositionen spielte Kluster auf Klopfzeichen ein. Die Kluster Alben gelten
als Vorläufer des Industrial. Gut gelungen ist den Akteuren auch die Verschmelzung von Text und Musik. Auf dem gesamten
ersten Stück verliest eine Frau politische Texte, die Kluster mit der Musik pointiert.
Zwei-Osterei
Zwei-Osterei von Kluster ist ähnlich aufgebaut wie Klopfzeichen.
Auf dem ersten Stück spricht nun ein Mann. Die Texte sind diesmal nicht nur politischer Natur, sondern auch religiöser.
Gekonnt setzt Kluster eine atonal gespielte Flöte ein, um bei einigen Textpassagen eine nervige Stimmung zu
erzeugen. Im zweiten Stück beweisen die Musiker, warum sie als Pioniere des Industrial gelten. Geräusche, hervorgerufen von
unterschiedlichen Quellen und massiver Elektronikeinsatz erzeugen eine impulsive, aufwühlende Musik.
Was den elektronischen Teil des Krautrocks angeht, gehört Zwei-Osterei zu den Muß-Haben-Alben.
Eruption (Schwarz)
Auch auf dem dritten Album
Eruption (Schwarz) experimentiert man mit akustischen und elektronischen Instrumenten. Daraus entsteht eine
eigenwillige kosmische Geräuschsymphonie. Für Freunde der Anfänge elektronischer Musik sollte dieser Leckerbissen ein Muß sein
– und es zeigt, wie reichhaltig der Krautrocktisch gedeckt ist.
Die elektroakustische Combo bestand aus Dieter Moebius, Hans-Joachim Roedelius, die späteren Cluster
und Konrad Schnitzler, der auf dem ersten Tangerine Dream Album, Electronic Meditation mitwirkte.
Eruption erschien auch unter dem Namen Schwarz. Als Interpret wurde Konrad Schnitzler angegeben.
Koenig, Gottfried Michael
Links zu den Webseiten der Interpreten:
Acousmatrix - History Of Electronic Music 1-2
Eigentlich gehört Acousmatrix - History Of Electronic Music 1-2 von
Gottfried Michael Koenig nicht in diese Liste, denn was wir von dem Elektronik-Pionier und Komponist
hören, ist alles andere als Rock, geschweige denn Krautrock, sondern Avantgarde, Neue Musik oder zeitgenössische Klassik
oder so was. Da ich aber solche Seiten nicht habe, stehts halt hier, denn viele Krautrockfreunde besitzen natürlich
ein Faible für den elektronischen Krautrock, Stichwort Klaus Schulze oder Tangerine Dream. Da sollte
dann auch ein wichtiger Wegbereiter wie Koenig nicht fehlen.
Bis auf eine Ausnahme sind die Aufnahmen aus den 1950er und 1960er Jahren, sozusagen das Prämoogzeitalter der elektronischen
Musik. Wer ein offenes Ohr für ausgefallene Klänge und eine neue Musikästhetik besitzt, sollte sich ruhig mal mit dieser
Musik beschäftigen. Es ist nichts zum nebenbei hören!
Kollektiv
Kollektiv
Kollektiv veröffentlichte zu Lebzeiten nur dieses gleichnamige Album, auf dem experimenteller
Jazzrock von Spitzenmusikern vorgetragen wird. Ein Superstück ist z. B. Rambo Zambo, KraftwerksRuck Zuck nachempfunden. Die Querflöte klingt doch etwas anders als bei Vivaldi. Man sollte also offen sein für
Außergewöhnliches.
Das Kollektiv:
Jürgen Havix, g
Klaus Dapper, sax, fl
Jürgen Karpenkiel, b
Waldemar Karpenkiel, dr
Live 1973
Mit Live 1973 veröffentlichte Long Hair ein zweites Posthum-Album des grandiosen
Krautrockkollektivs. Drei lange nicht von ihrem offiziellen Album bekannte Lieder sind auf der CD.
Von den Liedern aus der ersten LP muß unbedingt das 24minütige Rambo Zambo erwähnt werden (Original 'nur' fast 12 Min.).
Was der Flötist / Saxophonist Klaus Dapper für Töne aus seinen E-Blasinstrumenten, vor allem der E-Flöte, rausholt ist
sensationell. Wo Xhol aufhörte, macht Kollektiv weiter.
Ein weiterer Höhepunkt dieses
Krautrock-Klassikers stellt das ruhige, trancige Subo dar. Auch hier gibts wieder reichlich Flöte.
Kovač New Set, Roland
The Master Said
Das Roland Kovač New Set war eine Studiogruppe und ihr Werk von 1971,
The Master Said, war weniger für das breite Publikum bestimmt, sondern diente Rundfunksendern als
Hintergrundmusik oder fand in Form von Filmmusik seine Verwendung. Das schmälert jedoch nicht die Güte von
The Master Said.
Auf dem ersten Stück spielt das Roland Kovač New Set Progrock erster Güte. Die Musiker zeigen par
Excellence was sie können. Das zweite ist ein kosmisches Teil. Das dritte Lied erinnert an den Sound von
A Whiter Shade Of Pale, während der letzte Track auf dem Album regelrecht romantisch ist. Das Ding würde gut zu den
Kitschfilmen der 70er à la Chris Roberts und Uschi Glas passen. Aber die Orgel besitzt einen so eigentümlichen
Klang, daß sich das Ganze affengeil anhört.
Außer Roland Kovač an der Orgel spielen mit: der bekannte Schlagzeuger Charly Antolini, der Gitarrist
Siegfried Schwab, der gerade seine Weltkarriere bei Et Cetera und Embryo startet und der längst
verstorbene Bassist Franz Löffler.
Kraan
Links zu den Webseiten der Interpreten:
Kraan
Schlicht Kraan heißt das erste Album von einer der bekanntesten Krautrockgruppen jener Zeit.
Teilweise klingen Psychedelic-Töne durch wie auf M.C. Escher oder Kraan Arabia, die zu den
Kraan-Klassikern zählen. Aber im Kern ist Kraan eine Rockband, bei der es abgeht. Doch nicht
nur gute Musik gibt Kraan zum Besten, nein, zusätzlich teilen Sie uns wichtige Lebensweisheiten mit:
… häng nicht rum, mach etwas …
Nachzuhören auf Sarah's Ritt Durch Den Schwarzwald. Zu erwähnen sei noch der 18minüter Head. Hier zieht
Kraan alle Register. Jeder muß mal ordentlich ran.
Wintrup
Der nächste Coup der vier Krautrocker. Mit Wintrup hat Kraan wieder ein
phänomenales Album aufgenommen. Der Saxophonist Johannes Pappert glänzt auf seinem Instrument und verleiht dem Sound mit
dem Alt einen orientalischen Klang. Backs, Wintrup und Jack Steam sind mit die schönsten
Kraan-Lieder überhaupt.
Andy Nogger
Mit Nam Nam ist das spätere Live-Kultstück auf Andy Nogger drauf. Allerdings geht
die Studio-Version gegenüber den Live-Versionen nicht so ab. Auch sonst spielte Kraan lauter Krautrock-Klassiker
auf dem Album ein, so z. B. Son Of The Sun, Holiday Am Marterhorn und natürlich das Titellied Andy Nogger.
Ein Konzert von Kraan besuchte ich um die 1990 im Capitol (Hannover, nicht Washington).
Johannes Pappert spielte nicht mit, dafür trat ein Trompeter an. Vielleicht war es Joo Kraus von den
späteren Tab Two? Es war voll das Abräumer-Konzert. Hellmut Hattler brillierte souverän am Bass und bei
Nam Nam flippten natürlich alle aus.
Let It Out
Auf Let It Out erweitert sich Kraan um Ingo Bischof, der ehemalige
Tastenmann von Karthago. Der Klang von Kraan erfährt durch den fünften Mann eine Bereicherung. Neben
typischen Kraan-Fetzern wie Let It Out gibts radiotaugliche, südamerikanisch anmutende Songs à la Prima Klima
und kosmisches wie Die Maschine. Dort führen uns die Krautrockband und der Toningenieur Conny Plank vor, was
man alles mit einer Echomaschine bewerkstelligen kann.
Ingo Bischof, keyb
Johannes Pappert, as
Hellmut Hattler, b
Jan Fride, dr
Peter Wolbrandt, g, voc
Live
Live von Kraan ist nicht nur eins der besten deutschen Live-Alben, sondern
kann auch mit internationalen Live-Aufnahmen locker mithalten. Natürlich findet man in der Trackliste Nam Nam und
andere Spitzenlieder. Merkwürdigerweise enthält das Album keine Kompositionen ihrer zweiten LP Wintrup, dafür hören wir
Songs, die nur auf Live vorhanden sind.
Wiederhören
Der Saxophonist Johannes Pappert will sich Soloprojekten widmen und spielt auf
Wiederhören nicht mehr mit. Auf manchen Stücken versucht das Keyboard von Ingo Bischof das Saxophon
zu ersetzen, was auch ganz gut gelingt. Insgesamt ist ein Stilwechsel zu mehr eingängigen Sachen zu erkennen.
Nach Wiederhören löste sich Kraan, eine der erfolgreichsten Krautrockgruppen, das erste Mal in
ihrer Bandgeschichte auf.
Kraftwerk
Links zu den Webseiten der Interpreten:
Kraftwerk
Der Krautrock-Kultklassiker Kraftwerk ist nicht zu vergleichen mit den späteren Werken von
Kraftwerk. Es ist zwar auch Minimal-Musik, aber doch was ganz anderes als der Elektro-Pop, der dann folgte. Hier
strotzt noch das Leben und die Experimentierfreudigkeit. Die Musik hat noch nichts Roboterhaftes. Solche Lieder wie
Ruckzuck oder Vom Himmel Hoch haben Kraftwerk nie wieder hingekriegt. Wollten sie wohl auch
nicht. Es lebe die Querflöte!
Kraftwerk 2
Kraftwerk 2 ist insgesamt ruhiger als das Debüt. Der Übergang zu den späteren
Kraftwerk deutet sich schon etwas an, vor allem auf Klingklang. Aber es wird noch viel ausprobiert.
So erzeugt Kraftwerk mittels elektronischer Verfremdungen eine 'Atemsymphonie'.
Autobahn
Autobahn bedeutete den internationalen Durchbruch für Kraftwerk. In der
ganzen Welt erreichten die Single und die LP Autobahn Spitzenpositionen in den Hitparaden. Auf dem Vorgängeralbum
Ralph Und Florian demonstrierten die beiden Kraftwerker ja schon ihre totale Abkehr von dem heftigen Elektronikrock ihrer
ersten Jahre. Aber mit Autobahn manifestiert Kraftwerk seinen minimalistischen
Computer-Kling-Klang.
Kravetz, Jean-Jacques
Kravetz
Kravetz ist ein ganz seltenes Prog-Teil, das irgendwie untergegangen ist. Völlig zu Unrecht.
Die Paniker Lindenberg, Kretzschmer und Stephan mischen auf der ersten Solo-LP von
Jean-Jacques Kravetz, dem Ex-Frumpy Keyboarder, munter mit – und auf
I'd Like To Be A Child Again kommt sogar Frumpy-Feeling auf, denn Inga Rumpf läßt ihre Stimmbänder
vibrieren. Dieses Lied würde auch gut auf Frumpy 2 passen.
Kravetz ist eine abwechslungsreiche Platte mit hervorragender Gitarrenarbeit von Thomas Kretzschmer.
Auch die anderen Musiker zeigen bzw. lassen hören was sie drauf haben.