Das Doppelalbum (LP) Unlimited Edition beinhaltet bis dato (1976) unveröffentlichte
Stücke aus dem Can-Archiv (*Ausnahme s. u.). Was aber nicht heißt, daß das irgend welcher Schrott ist. Ganz
im Gegenteil. Zwei der größten Highlights der Krautrockgruppe sind hier verewigt. Zum einen das abgefahrene Rockteil
Connection mit Malcolm Mooney und zum anderen das geilstspacige Transcendental Express, mit dem
uns Can in den Orient entführt. Auch mit Damo Suzuki gibts auf Unlimited Edition
ein Wiederhören.
*Die erste LP dieses Doppelalbums wurde schon 1974 unter dem Namen Limited Edition
in einer Stückzahl von 15000 veröffentlicht. Habe ich bei Govi (noch bekannt?) in der
Kurt-Schumacher-Straße Hannover gekauft. An manche Sachen erinner ich mich noch ganz gut.
The Lost Tapes
2012 kam es zu einer sensationellen Posthum-Veröffentlichung von Can-Aufnahmen, die
Jahrzehnte lang unbeachtet auf Tonbändern ihr Dasein fristeten. Dies ist seit der Veröffentlichung von
The Lost Tapes, Hildegard Schmidt sei Dank, vorbei. Sie nervte wohl ihren Mann Irmin, er
solle sich mal die fünfzig Stunden langen Bänder anhören, was er dann wohl notgedrungen tat. Hat er gut gemacht.
An wunderbarsten Musikstücken können wir uns auf The Lost Tapes von Can berauschen. Der
überwiegende Teil der Lieder stammt aus der Zeit zwischen 1968 und 1973, also die Zeit mit den Sängern Malcolm Mooney
und Damo Suzuki, die dementsprechend oft auf den Tracks zu hören sind. Viele neue Lieder, aber auch jede Menge
Live-Versionen von bekannten, wie Spoon oder Mushroom bzw. alternative Versionen erklingen auf diesem
»neuen Klassiker« des Krautrocks.
The Lost Tapes besteht aus einer Pappklappbox mit drei prall gefüllten CDs und einem umfangreichen Heft mit
Bemerkungen von Irmin Schmidt zu den einzelnen Stücken. Ein Festschmaus für Cannibalen. Guten Appetit!
Delay 1968
Delay 1968 mit Malcolm Mooney, dem ersten Sänger von Can,
wurde bereits 1968 aufgenommen, aber erst 1982, einige Jahre nach dem Auseinandergehen dieser Krautrockcombo, veröffentlicht.
Der Nachzügler enthält zwei Punk-Stücke, damals noch Garage genannt. Außerdem finden wir in der Trackliste das tolle Lied
Thief. Vor dieser Veröffentlichung gab es Thief meines Wissens nur auf dem Sampler Electric Rock.
Monster Movie
Monster Movie ist das erste Krautrock-Kultalbum von Can und zählt
aus gutem Grund zu den wichtigsten Krautrock-Alben überhaupt – noch mit Malcolm Mooney als Sänger. Das epochale
Werk enthält die Can-HymneYou doo right, ein 20minütiges Psychedelia, das Malcolm Mooney
genial in Szene setzt, natürlich mit den anderen Bandmitgliedern zusammen.
Can habe ich in der Winternight 72/73 in der Niedersachsenhalle Hannover gesehen. Ein weiteres
Konzert besuchte ich 75 oder 76 im Beethovensaal. Damo Suzuki war zu der Zeit nicht mehr bei
Can. Der Ersatzsänger war nicht berauschend, im Gegensatz zur Gruppe.
Soundtracks
Soundtracks ist die zweite LP-Veröffentlichung von Can. Wie der Name
schon sagt, handelt es sich um Filmmusik. Spoon ist allerdings nicht hier drauf. Can bzw. der
Tastenspieler Irmin Schmidt spielten viele Filmmusiken ein und wie man hier hören kann, handelte es sich um
bärenstarke Titel z. B. She Brings The Rain, Soul Desert oder Mother Sky. Beide Sänger sind auf
Soundtracks vertreten.
Tago Mago
Bei dem abgedrehten Doppel-Album (LP) Tago Mago von Can wirkt
Damo Suzuki erstmals als Sänger mit und beweist, daß er ein ebenbürtiger Ersatz für Malcolm Mooney ist.
Auf Tago Mago befinden sich viele der größten Can-Lieder. So sind auf dem zweiten
Krautrock-Kultalbum von CanPaperhouse, Halleluhwah und das geilste Peking O drauf,
um nur einige zu nennen. Der Krautrock-Klassiker Tago Mago von Can ist ein absolutes Muß für
FreundeInnen dieser Musikgattung.
Die Künstler:
Holger Czukay, b *24.03.1938 †05.09.2017
Michael Karoli, g *29.04.1948 †17.11.2001
Jaki Liebezeit, dr *26.05.1938 †22.01.2017
Irmin Schmidt, keyb *29.05.1937
Kenji »Damo« Suzuki, voc *16.01.1950 †09.02.2024
2011 erschien Tago Mago zum 40zig-jährigen Jubiläum mit einer Bonus-CD betitelt als
Tago Mago 40th Anniversary Edition. Auf dieser befinden sich
Live-Aufnahmen von 1972, u. a. eine 30minütige Version von Spoon, seinerzeit ein Nummer-Acht-Hit von
Can.
Ege Bamyasi
Aller guten Dinge sind drei. Ege Bamyasi ist das dritte Krautrock-Kultalbum von
Can. Dieser Klassiker enthält so einmalige Lieder wie Spoon (Titellied des Durbridge Straßenfegers Das Messer),
Vitamin C, Sing Swan Song oder I'm So Green.
Future Days
Das letzte Album mit Damo Suzuki ist Future Days. Ein ungewöhnlich ruhiges
Werk spielte Can damals auf Vinyl ein. Nichtsdestotrotz hat Future Days auch seinen
Reiz, kann aber mit den Vorgängern nicht mithalten.
Live In Paris 1973
Sporadisch erscheinen immer noch neue Alben von Can. Es handelt sich dabei um alte
Live-Aufnahmen aus den 70ern. Hier in der BRD kann man sie nicht als CD erwerben, sondern nur als Download-Alben bei
canofficial.bandcamp.com
(jedenfalls meines Wissens).
Live In Paris 1973 ist bereits das vierte Album dieser Serie. Die Titel wurden
einfach nur durchnummeriert. Es sind aber die aus dem Album Ege Bamyasi bekannten Lieder Spoon und
Vitamin C als lange Live-Versionen enthalten. Das erste Stück auf diesem Doppelalbum ist sogar 36 Minuten lang.
Nach jedem Song applaudiert das Pariser Publikum enthusiastisch den Künstlern und das zu Recht. Dieses Konzert war übrigens
eins der letzten Konzerte mit Damo Suzuki, der viel zum Gelingen dieses Pariser Abend beitrug
(ich nehme mal an, daß es Abend war).
Soon Over Babaluma
Beim ersten Mal anhören war ich ja ziemlich mächtig stark schockiert.
Can ohne richtigen Sänger. Dafür stimmtechnisch verfremdete
Michael Karoli und Irmin Schmidt. Aber dann fand ich doch Gefallen an
Soon Over Babaluma. Jetzt zählt es für mich zu einem der besten Postsängerphase-Alben
von Can. Meine Wortschöpfung!
Landed
Auf Landed befindet sich auch wieder ein Hit von Can und zwar
Hunters And Collectors. Das war die Filmmusik zu Eurocops. Wiederum eine solide Platte der Krautrockpioniere.
Flow Motion
Flow Motion beinhaltet eine der besten Can-Kompositionen
und zwar das zehnminütige Titelstück. Auch ein schöner Walzer nach Art dieser Krautrockband schmückt das Album.
Mit I Want More ist zudem ein internationaler Disco-Hit – richtig gelesen – auf
Flow Motion vorhanden. Dieses Teil hat Can mal in Ilja Richters Disco gebracht.
War irgendwie ein bißchen befremdlich.
Saw Delight
Auf Saw Delight haben sich Can erweitert. Rosko Gee am Baß
und Reebop Kwaku Baah an den Perkussionsinstrumenten gesellen sich dazu. Holger Czukay wechselt zum
Wave Receiver und steuert Special Sounds bei. Auch auf diesem Album beweist diese Supergruppe des Krautrocks ihre
Experimentierfreudigkeit und spielte das außergewöhnliche Animal Waves ein, auf dem Michael Karoli an der
elektrischen Geige zu hören ist.
Can
Mit dem Album Can verabschiedet sich die Krautrocklegende Can
mit einem letzten Meisterwerk von ihren Fans. So wunderbare Lieder wie das trancige Safe und das rhumbamäßige
(oder sowas) Sunday Jam gibts auf dem Album. Außerdem ist auf Can der Song A Spectacle.
Diese bärenstarke Komposition war sogar einige Zeit die Erkennungsmelodie des Kulturmagazins Aspekte.
Out Of Reach
Can bestehen nach dem Weggang von Holger Czukay aus Jaki Liebezeit
(dr), Michael Karoli (g, voc), Irmin Schmidt (keyb), Rosko Gee (b, voc) und
Reebop Kwaku Baah (perc, voc) *13.02.1944 †12.01.1983. Die beiden letzteren kamen von Traffic.
Diese fünf nahmen 1978
Out Of Reach auf, das viele Kritiker verrissen. Völlig zu Unrecht! Gee und Bah bereichern
den Can-Sound mit Elementen aus Funk sowie mit afrikanischen und südamerikanischen Klängen. Mit November
ist außerdem ein tolles Psych-Stück auf Out Of Reach und es sind noch mehr vorzügliche Lieder auf dem Album,
die an die »alten Can« erinnern. Nach wie vor gehörten Can zur Crème de la Crème der
Krautrockgruppen. Allerdings war das Ende dieser einmaligen Ära schon eingeleitet worden.
Time Rite
Nach der Auflösung von Can Ende der 70er traf sich 1986 die erste Formation der
legendären Krautrockband (Mooney, Schmidt, Karoli, Czukay, Liebezeit), um
Time Rite aufzunehmen. Herausgekommen ist ein typisches Can-Album, allerdings im
zeitangepaßten Gewand. Bis zur Fertigstellung des Albums sollte es noch bis 1989 dauern.
Cluster
Links zu den Webseiten der Interpreten:
Cluster 71
Auf Cluster 71 wird alles was echot, hallt, wah-waht, tremolot, vibriert und
oszilliert eingesetzt. Cluster, das sind Dieter Moebius und Joachim Roedelius, haben
zusammen mit dem Co-Produzenten und Tonmeister Conny Plank einen wahren Rausch an Klängen produziert. Clusters
Musik ähnelt der von Klaus Schulze, doch ist sie lebhafter. Cluster 71 bietet besten kosmischen
Krautrock, den ich Freunden dieses Genres nur empfehlen kann.
Cluster 2
Cluster 2 bewegt sich auf dem gleichen Niveau wie schon das erste Album von
Cluster. Das Lied Im Süden könnte auch von Neu sein und man denkt Michael Rother
spielt mit. Cluster und Michael Rother spielten ja unter dem Namen Harmonia zusammen,
aber auf Cluster 2 scheint Rother nicht mitzuspielen.
Zuckerzeit
Im Gegensatz zu früheren Aufnahmen spielen Cluster auf Zuckerzeit
nur kürzere Stücke. Einige Aufnahmen erinnern stark an Neu, was nicht verwundert, da Michael Rother als
Co-Produzent auftritt. Typisch für diese Lieder sind der Takt der Rhythmusmaschine und einprägsame Melodien. Doch immer noch
zeigen sich Cluster experimentierfreudig und glänzen mit nicht alltäglichem Liedgut.
Cornucopia
Full Horn
Full Horn ist – ohne Übertreibung – ein weltklasse Prog-Album von der
völlig unbekannten Gruppe Cornucopia. Von spacig bis hart ist alles auf diesem abwechslungs- und
einfallsreichen Krautrockalbum zu hören, das an einigen Stellen entfernt an die alten Genesis erinnert
(oder jungen Genesis?).